Schankhaus

Zum Nachtschmied

Es war einmal ein Meister zu Görlitz in der Stadt,
Am Obermarkt im Winkel, der gut geschmiedet hat.

Ein wandernder Geselle mit rotem Haar und lahm,
Sprach vor bei Meister Vollprecht, der Ihn in Arbeit nahm.

Der Bursche konnte schmieden für zwei und auch mehr,
Als wäre er des Teufels, das passte dem Meister sehr.

Allein die guten Tage ertrug der Meister schlecht,
Was ihm der Knecht verdiente, hat bald der Herr verzecht.

Was wunde, das die Seele verschrieb mit seinem Blut,
der Schmied dem schwarzen Ritter zur Nacht im Übermut.

Ein Gitter galt zu schmieden es bis zur Mitternacht,
Der Meister ging zur Schenke weil sein Bursche es macht.

Doch in der zwölften Stunde fiel es dem Meister ein,
Das Gitter zu besehen, da fehlte ein Ribglein klein.

Schnell wollt er es vollenden, was der Gesell vergaß,
Vergeblich war das Schmieden, das Eisen sprang wie Glas.

Verwettet Leib und Seele um eine Kleinigkeit,
Nun muss der Nachtschmied schmieden in alle Ewigkeit.

Am Nikolaifriedhofe noch heut das Gitter steht,
Am Obermarkt vom Nachtschmied noch heut die Sage geht.

von Max Opitz